Das kleine Glöckchen
Das kleine Glöckchen
Ein kalter Novembertag. Es regnete.
Inmitten eines kleinen Dorfes stand eine Kirche.
Im Kirchturm hing schon seit ein paar Monaten
das kleine Glöckchen und schlief.
Seine Geschwister,
die großen Glocken mit den dunklen Tönen,
hatten jeden Sonntag zu tun.
Immerzu mussten sie zur Messe rufen.
Dann erwachte auch das kleine Glöckchen
und wurde traurig,
dass es nicht gebraucht wurde.
Es weinte sich dann wieder in den Schlaf.
Doch je kälter es wurde,
umso munterer wurde das kleine Glöckchen,
denn es wusste genau, dass es,
wie jedes Jahr zur Weihnachtszeit,
laut und hell singen würde.
Eines Tages wurde das kleine Glöckchen
von seinen Geschwistern geweckt.
Wieder war es Sonntag,
doch diesmal war etwas anders.
Die größte Glocke stupste sie an,
lächelte ihr aufmunternd zu
und da wusste das Glöckchen plötzlich,
dass es der erste Advent war.
Es war so aufgeregt,
dass es viel zu schnell
hin und her bimmelte.
Später schämte es sich vor den anderen
und versprach Besserung.
Am zweiten Advent
war das kleine Glöckchen
wieder ganz aufgeregt
und wurde später regelrecht
von den Großen ermahnt,
doch etwas gefühlvoller zu läuten.
Am dritten Advent
bekam das kleine Glöckchen
schon ein Lob,
aber es war noch nicht
ganz zufrieden mit sich.
Den vierten Advent durfte diesmal
das kleine Glöckchen einläuten,
und darauf war es besonders stolz.
Auch seine großen Geschwister waren zufrieden.
Das kleine Glöckchen war ganz aufgeregt
und es fiel ihm schwer,
still im Kirchturm zu hängen
und auf seinen großen Auftritt zu warten.
Und dann kam das schönste aller Feste:
Weihnachten
Und dann gab das kleine Glöckchen sein Bestes,
es sang das schönste Lied des ganzen Jahres
Bimm bimm … kling kling . . .
Während die Kinder jubelten,
sang das kleine Glöckchen
laut und fröhlich sein Lied.
Die letzten Monate,
in denen es schlafen musste,
waren vergessen.
Es zählte nur der Augenblick,
an dem das kleine Glöckchen glücklich war.
"Das kleine Glöckchen" von
Cora van Brakenhoff