Der kleine Engel

  Der kleine Engel

 



 

Jedes Jahr zur gleichen Zeit
reckte und streckte sich der Weihnachtsmann,
weil er eine große Reise vor sich hatte.
Er bekam noch von seiner Haushälterin
einen großen Becher mit warmen Kakao
und einen leckeren Stuten.

Gut gestärkt zog er seinen roten Mantel über,
seine Handschuhe an, die Mütze auf,
die Stiefel an und ging hinaus.

 

 

Alles war weiß, denn er wohnte hoch über den Wolken
und so konnte er auch die Sterne blinzeln sehen.
Er ging zum Stall und holte seine Rentiere,
die sich schon das ganze Jahr
auf ihren Einsatz gefreut haben. 

 

 

Hin und wieder fuhr der Weihnachtsmann zwar
mit den Rentieren zu den Engeln,
ein paar Wolken weiter,
um zu sehen, ob auch alles voran geht,
denn die Engelchen bastelten das ganze Jahr über
Spielzeuge, Puppen und Teddys für die Kinder,
damit sie zu Weihnachten etwas schönes
davon geschenkt bekamen.
Es wurden auch Plätzchen und
Pfefferkuchenhäuschen gebacken,
das machte den Engeln am meisten Spaß.
Und wenn sich dann die Wolken rosarot färbten,
wussten die Kinder auf der Erde,
dass es bald wieder soweit war und konnten
das Weihnachtsfest schon fast nicht mehr erwarten.

 

 

 

Heute aber fuhr der Weihnachtsmann zu den Engeln
um die kleinsten Engel auf die Erde mitzunehmen,
denn sie sollten ihm helfen, damit die Kinder
auch die richtigen Geschenke bekamen.
Der kleinste Engel bekam ein Glöckchen,
auf das es gut aufpassen sollte.
Denn dieses Glöckchen war etwas ganz besonderes.
Es sollte dem kleinen Engel helfen,
falls es verloren gehen würde,
damit die anderen ihn wieder finden konnten.
Der kleine Engel war ganz stolz
und hielt das kleine Glöckchen ganz fest.
Als alle Engel im Schlitten saßen,
spornte der Weihnachtsmann die Rentiere an,
sie trabten und sprangen los
und freuten sich ihres Lebens.
Während der Fahrt sangen
die Engel ihre Lieblingslieder

und der Weihnachtsmann freute sich,
dass wieder alles so schön war.

Nach einer langen Reise kamen sie auf der Erde an.
Hier war auch alles weiß, aber vom Schnee.
Es sah märchenhaft aus und das kleine Engelchen
fing sofort eine Schneeballschlacht an.
Der Weihnachtsmann aber sah das gar nicht gerne
und der kleine Engel hörte dann auch sofort auf.
Er war etwas übermütig, denn er war zum ersten Mal
mit dem Weihnachtsmann auf der Erde.
Es machte den Engeln Spaß,
wenn sie dem Weihnachtsmann
die Namen der Kinder nannten,

zu denen sie noch fahren mussten um die
Geschenke abzugeben.
Die anderen Engel waren schon öfter mit,
aber für den kleinen Engel war es richtig spannend.
Er achtete auf alles, was er unterwegs sah,
blieb staunend vor Schaufenstern stehen,
bewunderte die bunten Lichter einer Ampel
und die vielen schön weihnachtlich
geschmückten Fenster der Häuser.

 

  Irgendwann dann hatte der kleine Engel
den Anschluss verloren,
stand mitten auf einer Kreuzung
und wusste nicht weiter.
Er nahm einfach den Weg,
der am schönsten aussah,
und der führte mitten in einen tiefen Wald.
Dort waren Rehe und Hirsche, Hasen und Vögel
und der kleine Engel fühlte sich dort sehr wohl,
drehte sich im Kreis und sang ein schönes Lied dazu.
Doch ganz plötzlich hörte der kleine Engel
auf und erschrak.
Ihm fiel das Glöckchen ein, aber es war nicht mehr da.
Jetzt bekam der kleine Engel doch ein bischen Angst
und kleine Tränen kullerten über seine Wangen.
Er lief ziellos hin-und her, bis er nicht mehr konnte,
legte sich dann vor Müdigkeit unter einen alten Baum
und schlief.

 

 

Als der kleine Engel aufwachte,
ging bereits die Sonne auf.
Er sah, dass die Tiere immer noch da waren
und im Schnee spielten oder ihr Futter aßen.

 

 Das Engelchen hörte ein vertrautes Geräusch
und lief in die Richtung aus der das Geräusch kam.
Da sah das Engelchen ein kleines Mädchen,
das sein Glöckchen in der Hand hielt.
Das kleine Mädchen lächelte
und zeigte dem Engelchen

was es gefunden hat.

 

 

 

 

„Schau mal“, sagte sie „das habe ich gerade gefunden,
genau da, wo ich meinen Wunschzettel hingelegt habe.
Das habe ich noch nie getan und eigentlich
nie etwas bekommen.
Und dieses Jahr hat der Weihnachtsmann mir
das Glöckchen geschenkt.
Noch nie habe ich so ein schönes Geschenk bekommen…“
Der kleine Engel war verwirrt.
Was sollte er tun ohne das Glöckchen?
Er würde die anderen Engel und den Weihnachtsmann
nie mehr wieder sehen.
Aber als er sah, wie sehr sich das kleine Mädchen freute,
da war es ihm egal und er freute sich mit ihr.

Der kleine Engel wollte das Mädchen nach Hause bringen,
doch das war gar nicht so einfach.
Einmal wäre das kleine Mädchen fast über
einen Stein gestolpert,
da hielt der kleine Engel sie fest.
Dann wäre sie fast vor ein Auto gelaufen,
da hielt der kleine Engel sie wieder fest.
Und als das Mädchen sich fast die Finger
in der Haustür geklemmt hätte,

hielt der kleine Engel die Türe weit auf. 

 

Die Eltern freuten sich sehr als ihre kleine Tochter  
wieder zu Hause war, denn sie hatten sich
schon Sorgen gemacht,  
weil es unterdessen doch schon so spät geworden war.
Sie fanden das kleine Glöckchen auch ganz niedlich 
und freuten sich für ihre Tochter.
Diese winkte dem kleinen Engel zu
als sie auf ihr Zimmer ging,
aber die Eltern konnten ihn nicht sehen.
Er setzte sich traurig vor den Kamin
und wärmte sich am Feuer.
Nachdem alle zu Bett gegangen waren,

schlief er am Kamin ein
.

 

 

 Plötzlich hörte der kleine Engel ein Geräusch,
es holterte und polterte.
Da stand der Weihnachtsmann vor ihm.
Er war durch den Kamin gerutscht,
um seine Geschenke hier abzugeben.
Er stellte den großen Sack
mit den vielen Geschenken ab
und setzte sich in den großen Sessel.
Er lächelte den kleinen Engel an
und ließ sich seine Geschichte erzählen.  

 

 

 

 

Der Weihnachtsmann nahm die
kleinen Hände des Engels,
schaute auf seinen Rücken und nickte.
„Tja“, sagte der Weihnachtsmann
und wiegte seinen Kopf hin- und her.
„Hast du mal in den Spiegel geschaut?“
Der kleine Engel verneinte,
denn er hatte ja wichtigeres zu tun.
Am anderen Ende des Zimmers war
ein großer goldener Spiegel,
der vom Boden bis zur Decke reichte.
Langsam, ganz langsam und nur mit halb
geöffneten Augen ging der kleine Engel darauf zu.
Als er davor stand,
öffnete er die Augen und staunte.
Er sah dort einen großen Engel,
der ein langes wunderschönes Gewand anhatte,
auf dem Rücken hatte er wunderschöne große Flügel.
Und dann schlug er die Hände
vor dem Gesicht zusammen
um vor Freude nicht zu schreien,
denn was er da sah, war atemberaubend schön
und er konnte es kaum glauben,
denn er selber war es.

 

Es war zu schön um wahr zu sein.
Er hatte über Nacht wunderschöne
große Flügel bekommen.
Ganz langsam und voller Ehrfurcht
schritt der kleine Engel
zurück zum Weihnachtsmann.
„Hast du das gesehen?“,
fragte er den alten Mann, der freundlich lächelte.
„Ja, das habe ich gesehen. Und weißt Du was das heißt?“
Der kleine Engel schüttelte den Kopf.

 

Ich habe dir das kleine Glöckchen gegeben,
damit wir dich wieder finden,
falls du verloren gehst.

Und du siehst, ich habe dich wieder gefunden,
auch wenn du das Glöckchen jetzt nicht mehr hast.
Aber weil du das Glöckchen verloren hast
und das kleine Mädchen es gefunden hat,
bleibst du ab jetzt hier,
denn das kleine Glöckchen hat
für das Mädchen gebimmelt,

das dringend Hilfe brauchte.
Und du, mein kleiner Engel, hast ihm geholfen
Du erinnerst dich an den Stein,
über den das Mädchen fast gestolpert wäre?
Und an das Auto, vor das sie fast gelaufen wäre?
Und an die Finger, die sie sich fast geklemmt hätte?
Du hast dem Mädchen immer geholfen.
Und somit hast du dir etwas Wunderschönes verdient.
Du bist nämlich jetzt kein Weihnachtsengel mehr,
sondern ein Schutzengel und wirst ab sofort
auf das kleine Mädchen aufpassen.“
Der kleine Engel war überwältigt und freute sich so,
dass es den Weihnachtsmann umarmte
und an seinen Bart kitzelte.
Der Weihnachtsmann lachte
und ermahnte das Engelchen
immer gut auf das Mädchen aufzupassen.

 

 

Als das kleine Mädchen am nächsten Morgen aufstand
lief es gleich zum Kamin, doch da war niemand.
Sie hatte gehofft, den kleinen Engel noch mal zu sehen.
Sie wusste ja nicht, dass der kleine Engel
für sie nicht mehr sichtbar war.
Aber sie hatte etwas in der Hand, eine kleine Puppe,
die aussah wie der kleine Engel.

 

Und der kleine Schutzengel wusste vom Weihnachtsmann,
dass jedes Kind von einem Engel ein Glöckchen bekommt
und wenn dieses Glöckchen bimmelt,
bekommt ein Engel seine Flügel.
Und dann verwandelt sich das Glöckchen über Nacht,
in eine Puppe, einen Kreisel oder sogar in einen Schnuller

 
Der kleine Engel“ von
Bea Vittinghoff

 



 



 

 

 

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